Eine Reise von Lateinamerika nach Lettland durch den Blick neuer wagemutiger Regisseur*innen
Sie nehmen Hoffnung, Desillusionierung und Denunzierung auf sich; sie kämpfen, sie sind revolutionär, sie träumen, sie jagen nach sich selbst und nach der Wahrheit. Sie stehen auf, sie fallen und stehen schließlich wieder auf. Sie sind die visionären Talente von heute und die Meister*innen von morgen, die bei der 4. Ausgabe des Visionär Filmfestivals – Begegnungen mit neuen Talenten vom 1. bis 5. April 2020 in Berlin im ACUDkino präsentiert werden.
Das Programm bietet eine internationale Auswahl von 9 ersten oder zweiten Spielfilmen im Wettbewerb um die Publikums- und Jurypreise (allesamt Berlin- oder Deutschlandpremieren) und die Short Berlin Encounters, eine Auswahl von 19 Kurzfilmen Berliner Filmemacher*innen für den Publikumspreis. Chile, Kolumbien (in Koproduktion mit Belgien), Brasilien, Kanada, USA (in Koproduktion mit Frankreich und China), Österreich, Spanien und Lettland sind die Länder der diesjährigen Ausgabe. Dieses Jahr hat Lateinamerika mit dem politischen Blick seiner Regisseur*innen zurecht unsere Aufmerksamkeit erregt. Die sozialen Unruhen nach den staatlichen Repressionen brauchen Stimmen, die die Zustände anprangern und die niemals zum Schweigen gebracht werden können. Und sie müssen jetzt, mehr denn je, gehört werden. Die Revolution, die unsere internationalen neuen Talente anstoßen, ist nicht nur politisch, sondern auch sozial, intim, sexuell und künstlerisch. Manchmal kann sie sogar lustig sein.
Filme erzählen Geschichten, aber sie sind auch ein Gebiet, auf dem ihre eigne Sprache ästhetisch und formal reflektiert, untersucht und überdacht wird. Die Grenzen zwischen Dokumentarfilm und Fiktion sind heute verschwommen. Arthouse- und Genrefilme schließen sich nicht unbedingt gegenseitig aus. Da es die Aufgabe von Visionär ist, neue Visionen und Talente zu entdecken und zu fördern, werden die ausgewählten Filme auch eine gewagte und ungewöhnliche Art der Diskurs-Entwicklung widerspiegeln.
Die Sektion Short Berlin Encounters wird in vier Blöcken unter jeweils einem gemeinsamen Thema präsentiert:
- Of Human and Beyond – Eine Erforschung der Beziehung zwischen den Menschen und dem, was jenseits von ihnen liegt.
- ¡Viva la revolución! – Wir werden nie aufhören, für unsere Rechte zu kämpfen.
- Heimat(en) – An keinem Ort ist es so schön, wie zu Hause.
- Death&Desire – Sie können gefährlich gut zusammen passen, manchmal macht es Spaß, manchmal nicht so sehr.
Visionär respektiert und glaubt an die Gleichberechtigung und die Inklusion der Geschlechter bei der Auswahl. In einer Branche, die es Frauen* nicht immer leicht macht, in einer Welt, in der es immer noch notwendig ist, die „Pro-Quote-Film“ durchzusetzen, um ihre Präsenz zu sichern, ist Visionär sehr stolz darauf, einen Beitrag zur Unterstützung von Frauen* zu leisten. Wir haben 6 Regisseure und 6 Regisseurinnen im Spielfilm-Wettbewerb und 8 Filmemacher und 13 Filmemacherinnen bei den Berlin Short Encounters.
Eine Sektion mit Kurzfilmen von Regisseurinnen* aus Nordeuropa unter dem Namen Panorama Nordic | Female* Voices wird den besonderen Schwerpunkt dieser kommenden Ausgabe bilden. Es handelt sich dabei um eine kuratierte Sektion, die jedes Jahr wechselt und auf bestimmte Themen, Regionen und Konzepte aufmerksam machen will. Im Mittelpunkt stehen dabei diese Jahr die Länder: Finnland, Island, Litauen, Schweden.
Als multidisziplinäre Veranstaltung wird Visionär ein Filmkonzert unter dem Namen Kino Sonico veranstalten: Es handelt sich um ein Frauenprojekt, bei dem zwei bekannte Elektronik-Musikerinnen neue Partituren für Stummfilme entwickeln, die von einer Pionierin des Kinos gedreht wurden. Die Kurzfilme von Alice Guy Blaché aus dem Jahr 1912, Falling Leaves und Making an American Citizen, werden zusammen mit einer Live-Performance von Marion Wörle alias Frau W und Lena Kocisova alias Akkamiau gezeigt. Guy-Blaché war Produzentin, Schriftstellerin, Casting-Direktorin, Bühnenbildnerin und die erste – für einige Jahre sogar die einzige – weibliche Regisseurin der Filmgeschichte. Sie arbeitete zunächst für die französische Gaumont Pictures, zog dann in die USA und gründete ihr eigenes Studio Solax. Sie drehte mehr als 1.000 Filme. Wie eine solche Pionierin in der Versenkung verschwand, hat viel mit ihrem Geschlecht zu tun und damit, wie die Filmgeschichte von Männern geschrieben wurde. Während ihre männlichen Kollegen verherrlicht wurden, wurde Guy-Blachés Arbeit vernachlässigt, wenn nicht sogar den Männern zugeschrieben.
Drei Filmregisseure haben die Aufgabe unsere neun Langfilme zu bewerten und den Jury-Preis zu vergeben: Lemohang Jeremiah Mosese (Lesotho), Jules Herrmann (Deutschland) und Pippo Mezzapesa (Italien). Auch das Publikum ist aufgerufen, sowohl bei der Auswahl der Lang- als auch der Kurzfilme als Jurymitglied zu fungieren.
Weitere Informationen über die Hommage und unsere Panels, die in Zusammenarbeit mit Filmnetzwerk organisiert werden, und das volle Programm werden demnächst bekannt gegeben.